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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 1, Unterstufe - S. 16

1913 - Langensalza : Beltz
16 b) Aufgaben. 1. Euer Meister sucht zu Ostern einen Lehrling. Wohnung und Kost im Hause. 2. Eine Fabrik sucht mehrere Lehrlinge gegen wöchentliche Vergütung. C. Rechnen. Berechnung der Kosten für die Ausstattung des Lehrlings zur Konfirmation. 1. Ein Lehrling erhält zu seiner Konfirmation 1 Anzug für 29,50 Mo, 1 Paar Stiefel für 9,75 M, 1 Hut für 2,50 M, 1 Paar Handschuhe für 1,35 Jl, 2 Kragen ä 45 3jz, 2 Vorhemden ä 75 , 1 Schlips für 50 -P, und 1 Paar Manschetten für 80 9jt. a) Wie hoch belaufen sich die Ausgaben für seine Konfirmanden- ausstattung? d) Wieviel ist zu zahlen, wenn bei Barzahlung 4°/« Rabatt gewährt werden? 2. Er hatte während der letzten 4 Jahre seiner Schulzeit in der Konfirmandensparkasse gespart und zwar in jeder der 52mochen in den ersten beiden Jahren 20 3ji, im dritten Jahre 30 und im letzten 50 a) Wieviel hat er im ganzen ein- gezahlt? Er bekommt 65,77 M ausgezahlt, b) Wieviel Zinsen haben ihm seine Ersparnisse gebracht? e) Wieviel behält er von der Summe übrig, nachdem er seine Konfirmandenausstattung (siehe Aufg. 3b) bezahlt hat? 3. Ein Lehrling braucht zu seinem Anzug 2,70 m Stoff. Wie teuer kommt der Anzug, wenn 1 m 6,75 M kostet und der Schneider für Zutaten und Arbeitslohn 19,50 M berechnet? Nsjj 4. Die Mutter eines Lehrlings ist nicht imstande, den Kon- firmandenanzug sofort zu bezahlen und kauft diesen in einem Abzahlungsgeschäft. Sie zahlt auf den Anzug, der 30 Jl kosten soll, 9 M an und verpflichtet sich, wöchentlich 1,50 M ab- zuzahlen. Bei Barzahlung hätte der Anzug 25 M gekostet, a) Nach wieviel Wochen ist der Anzug bezahlt? b) Wieviel % ist er teurer wie bei Barzahlung? 5. Stelle zusammen, welche Ausgaben sich für dich bei der Konfirmation nötig machten! 2. Wichtigkeit und Notwendigkeit der Lehrzeit. A. Berufs- und Bürgerlunde. Wenn Ihr tüchtig in Euerm Berufe werden wollt, müßt Ihr die Lehrzeit recht ausnützen. Denn es fällt kein Meister vom Himmel! Ilm all die Handgriffe und Fertigkeiten zu lernen, die Ihr an Eurem Meister, an tüchtigen Gesellen bewundert, müßt Ihr unablässig lernen. Schon wenn Ihr all die zahlreichen Werkzeuge und Maschinen seht, mit welchen zu arbeiten Ihr

2. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 22

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
22 Das Aluminium. der Bestandteile. Sobald mein Freund, der mir mit dem bequemen Haus- schlüssel eine Freude machen wollte, mir zu Gesichte kam, mußte er mir Rede stehen. „Ei, kennst du denn das Aluminium noch nicht?" sagte er lachend. — „Wohl kenne ich Aluminiumfedern; aber die sind doch von Stahl!" erwiderte ich. — „Ganz recht; man nennt diese Schreibfedern so, weil man den dazu verwendeten Stahl in der Farbe des Aluminiums hat anlaufen lassen." — „Demnach muß es auch einen Körper geben, der Aluminium heißt," sagte, ich, „und so setze mir auseinander, was es damit für eine Bewandtnis hat!" „Das Aluminium," versetzte mein Freund, „ist ein metallisches Element, welches den Gelehrten schon lange bekannt ist; denn schon i. I. 1827 wurde es als ein Bestandteil der Tonerde entdeckt. Es gelang auch, den neuen Körper in geringen Mengen als Pulver darzustellen; dies hatte jedoch zu- nächst keinen praktischen, sondern nur wissenschaftlichen Wert. Nach etwa 25 Jahren kam man auf den Gedanken, zu seiner Darstellung die Elektrizität zu Hilfe zu nehmen, und siehe da — man erhielt es, wenn auch in geringer Menge, als feste Masse. Auf der Pariser Weltausstellung i. I. 1855 stand zwischen den kostbaren Ausstellungsgegenständen der Porzellan-Manufaktur von Sevres ein kleines Kästchen, welches scheinbar einige Silberstückchen ent- hielt und die Aufschrift trug: „Das Silber aus Lehm." Allein das neue Metall war weit teurer als Silber; denn obgleich es aus unscheinbaren, weit verbreiteten Erdarten hergestellt wurde, so kostete damals 1 kg davon nicht weniger als 1000 Mark. Indessen wurde die Herstellungsweise allmählich so sehr verbessert, daß i. I. 1850 das kg nur noch auf 80 Mark zu stehen kam, und jetzt kann man es gar für etwa 80 Pfennig haben. Im Jahre 1883 wurden nur 83 Pfund, 1909 dagegen 24 Millionen Pfund hergestellt. Die Hauptvorzüge des Aluminiums liegen darin, daß es an der Luft unverändert bleibt und selbst in der Glühhitze der Sauerstoff nicht darauf einwirkt, und daß es ein geringes spezifisches Gewicht hat. Man verwendet es vorteilhaft zur Herstellung solcher Gegenstände, bei denen es auf Leichtigkeit ankommt, die aber doch aus Metall gefertigt werden müssen, so z. B. zu Instrumenten, die man längerer Zeit in der Hand halten muß, zur Fassung von Operngläsern u. dgl. Heutzutage sind bereits Kochgeschirre aus Aluminium im Gebrauch, und auch die Rahmen der Fahrräder hat man aus diesem leichten Metall hergestellt. Das Aluminium läßt sich auch gut rollen, schneiden und zu feinstem Draht ausziehen. Schon seit längerer Zeit hat man Siebe daraus verfertigt, die in der Zuckerraffinerie (vgl. Nr. 37) geradezu unent- behrlich geworden sind, weil sie sich schnell mit einem schützenden Überzug bedecken und so eine große Widerstandsfähigkeit gegen Säuren gewinnen. Neuerdings ist man in England sogar dazu übergegangen aus feinsten Aluminiumdrähten und Seidengarn zarte Gewebe herzustellen, die für Pracht- gewänder und Theaterkostüme besonders geeignet sein sollen. Auch Halstücher, Täschchen, Gürtel u. dgl. werden aus solchen Geweben gefertigt. Die un- glaublich rasche Einführung und Vervollkommnung der Kraftwagen, und die Erfolge der Flugschiffahrt wären ohne dieses leichte Metall unmöglich gewesen. Nach dem „Buch der Erfindungen"

3. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 62

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
62 In der Hutfabrik. nur ein Heilmittel gab — einen Ausflug in die freie Natur, in die anmutige Umgebung der großen Stadt, die damals noch als Hauptstadt der Welt galt. Gedacht, gethan. Mit mehreren Gesinnungsgenossen begaben wir uns nach dem Anlegeplatz der Dampfschiffe, um nach St. Cloud zu fahren und dort im Schatten herrlicher, alter Bäume Geist und Körper erquickender Ruhe zu überlassen. Ich stand auf dem Deck und beobachtete die Ufer, an denen das Schiff vorüberglitt. Auf einmal erhielt mein schöner, grauer Hut von der Stange des Bootsmanns einen Stoß, daß ich barhäuptig dastand, während der Hut auf eigene Hand eine Wasserfahrt machte. Vergeblich bemühte sich der Bootsmann, seine Ungeschicklichkeit wieder gut zu machen. Das Boot legte bei der Weltausstellung an, und ich war gezwungen, auszusteigen. Da stand ich nun auf der Landungsbrücke und sah, wie das Dampfschiff lustig davonrauschte. Eine mitleidige Seele in Gestalt des auf der Landungsbrücke stehenden Sergeanten näherte sich mir: „Mein Herr, Sie haben Ihren Hut verloren?“ — „Er nimmt ein unfreiwilliges Bad in der Seine.“ — „Ah, das ist merk- würdig. Aber Ihr Hut wird schwimmen können. Er wird hier vorbeikommen, wir werden ihn wieder erhalten. Ich achte auf alles, was die Seine daher- wälzt . . . Sehen Sie, ist das Ihr Hut?“ Richtig, da kam er angeschwommen. Ein Boot wurde losgemacht, und in wenigen Minuten war der Flüchtling in meinen Händen. Aber in welcher Verfassung! Nur einer Vogelscheuche konnte er zur Zierde gereichen. Woher nun einen Hut nehmen? Es war Sonntag und die Ausstellung überdies fernab von den Modemagazinen gelegen. Da erinnerte ich mich, daß in der Ausstellung eine Hutfabrik in Tätigkeit war. Dorthin lenkte ich meine Schritte. Eine kleine Auswahl von Hüten war allerdings vorrätig, aber keiner paßte. „Warten Sie ein wenig, wir werden Ihnen sofort einen Hut anfertigen, wie Sie ihn wünschen,“ tröstete man mich. „Befehlen Sie schwer oder leicht?“ — „Mittel,“ erwiderte ich. Ein Mädchen nahm von den Kaninchenhaaren, welche nach Farbe und Qualität gesondert waren, und wog 110 g davon ab. Das war das Roh- material zu dem Hute. Dann breitete sie die Haare auf einer mittelst Dampf erhitzten, eisernen Platte aus, die durch eine Maschinerie in einen Apparat geschoben wurde, in welchem Bürsten die Haare auseinanderzerrten. Die trockenen, auseinandergezerrten Haare wurden nun von einem kräftigen Luftstrom ergriffen, den ein Gebläse erzeugte, und gegen einen durchlöcherten, kupfernen Kegel geblasen, der sich langsam um seine Achse drehte. An diesen Kegel legten sich die Haare kreuz und quer übereinander in Gestalt einer zarten Decke. Als dies geschehen war, wurde ich gefragt, ob ich besonders gute Qualität wünschte. Ich entschied mich für gute Qualität. Hierauf wurden sehr feine, weiche Haare genommen und in derselben Weise auf die Haardecke geblasen, welche bereits auf dem kupfernen Kegel lag, so daß die gröberen Haare einen Überzug von zartem Flaum erhielten. Man nennt diese Operation „plattieren“. Nun galt es, die lockeren Haare in festen Filz zu verwandeln. Ein nasses Tuch wurde zu diesem Zwecke auf den

4. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 64

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
64 Ein Paar Fabrikschuhe. Gesagt, getan. Am Nachmittag desselben Tages führte uns ein Obermeister durch die Fabrik, welche 1200 Menschen beschäftigt. Ein Warenaufzug brachte uns in das oberste Stockwerk des sechs Stock hohen Fabrikgebäudes, und wir traten in den Zu- schneidesaal ein. In einer Ecke des weiten, luftigen und hellen Raumes hatte ein Modellierer einen zierlichen Schuhleisten vor sich liegen, nach welchem er die zum Oberteil eines Damenschuhes ge- hörenden Modelle auf Pappe zeichnete. Neben ihm stand ein Mann an einem Ausschneideapparat; er schnitt die Modelle aus und versah sie dann mit Hilfe einer anderen mechanischen Vorrichtung mit einem Blechrand. Im Saale standen lange Tischreihen, auf denen ganze Felle Lackleder, feines Kalbleder und dergleichen ausge- breitet waren. Aus den Fellen schnitten Arbeiter mit scharfen Messern nach den Pappmodellen die einzelnen Lederstücke, aus denen sich die obere Bekleidung des Fußes, Schaft genannt, zu- sammensetzt. Dabei kommt es sehr darauf an, daß die für jedes Stück geeignetste Stelle der Haut ausgesucht wird, und daß der Abfall möglichst gering ist. Trotzdem ging die Arbeit den Leuten sehr flink von der Hand. Die ausgeschnittenen Stücke wanderten zur Schärfmaschine, welche mittels eines sich rasch drehenden Kreis- messers die Ränder schärfte, und zwar an den Stellen, an denen sie später zusammengesteppt werden sollten. Auf diese Weise wird ein Drücken der Nähte vermieden. Das Schuhfutter wurde ebenfalls im Zuschneidesaal mit Hilfe einer Zuschneidemaschine geschnitten. Sämtliche Zuschneider — etwa 90 — werden von einem Meister beaufsichtigt, der darauf sieht, daß die Leder- und Stoffteile richtig geschnitten und gestempelt sind, und der sie dann in Bündel schnüren läßt, von denen jedes die Teile für ein Dutzend Paar Schuhe enthält. Alle diese Dutzendbündel, das Gesamtergebnis der im Zu- schneidesaal geleisteten Arbeit, beförderte der Fahrstuhl ein Stock- werk tiefer in den Steppsaal, dessen mittlerer Raum mit einer langen Tischreihe besetzt war, an der junge Mädchen die Leder- stücke schwärzten, andere das Futter darauf klebten und es dann fest hämmerten. Die linke Seite des Saales nahmen dicht neben- einanderstehende Steppmaschinen ein, deren Reihen fast den Anblick von Schulbänken gewährten. Einige dieser Nähmaschinen arbeiteten gleichzeitig mit zwei nebeneinanderstehenden Nadeln, stellten also Doppelnähte her. Das Zusammennähen der einzelnen Teile des Oberschuhes besorgte nicht etwa ein und dieselbe Stepperin, sondern die eine hatte diese, die andere jene Teile zusammenzunähen, und demgemäß waren die Steppmaschinen verschieden eingerichtet. Die Oberteile der Schnürstiefel gingen z. B. durch andere Hände, als diejenigen der Knopf- und Zugstiefel, und nur so war es zu be- greifen, daß die Hände der Mädchen so flink, sicher und genau die Lederteile hin und her führten, drehten und wendeten. Die am hinteren Ende des Saales arbeitenden Stepperinnen lieferten die fertig gesteppten Oberteile ab, die nun den an der ent- gegengesetzten Längswand aufgestellten Maschinen zugeführt wurden. Hier stand eine Maschine, welche in die Knopfstiefel die Knopf-

5. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 173

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Zwei deutsche Bildhauer. 173 Negierung Friedrichs gelebt haben. Auf den Seiten des letzten Absatzes sind in balberhabener Arbeit Scenen aus dem ^eben des alten Fritz dargestellt. Das Netterstandbild des Königs ist 5 m hoch. Friedrich Ii. erscheint in der Uniform, die er gewöhnlich trug, den Degen an der Seite, den Krückstock Fig. 30. Denkmal Friedrichs des Großen in Berlin.

6. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 177

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Eine Festschule der Meistersinger. 177 84-. Eine Feiffchule der Uleiiferiinger. Als zu Lude des J3. Jahrhunderts die Ritter und Fürsten auf- hörten den Minnegesang zu pflegen, fand die Dichtkunst eine Heimstätte bei den ehrsamen Handwerksmeistern. Sie bildeten Meistersingeschulen, welche nach Art der Zünfte eingerichtet waren. Da gab es Lehrlinge und Meister und Gesetze, nach denen die Gedichte angefertigt werden mußten. Die für gut befundenen Gedichte wurden in Bücher eingeschrieben, die nebst den Satzungen in einer Lade aufbewahrt wurden, wer in die Schule aufge- nommen werden wollte, mußte sich zuerst bei einem Meister in die Lehre tun; die Unterweisung wurde unentgeltlich erteilt. Die gewöhnlichen Singe- schulen wurden Sonntags nach dem Nachmittagsgottesdienst gewöhnlich in der Kirche gehalten, wenn ein Meistersinger sein Tagewerk im Schweiße seines Angesichts vollbracht hatte, so suchte er daheim nach Stoffen, die er besingen könnte; er übte alte weisen ein oder sann auf neue, und die Seimgen erfreuten sich an seinem künstlerischen Schaffen, wenn dann der ersehnte Sonntagnachmittag herankam, so vereinte er sich im Gotteshause mit den andern Meistern der Schule zu ehrbarem Wettstreite, dem die Bürger der Stadt beiwohnten. Dreimal im Jahre, zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten, wurden Festschulen in der Kirche gehalten. Dann wurden nur Gedichte vorgetragen, deren Inhalt aus der heiligen Schrift oder aus den Legenden geschöpft war. 2. Lin Zeitgenosse schildert eine solche Festschule, die im Jahre \520 in Nürnberg stattfand. „Feierlich und still," so berichtet er, „saßen die Meistersinger auf den Bänken, teils langbärtige, aber rüstige Greise, teils juiige Männer. Alle prangten in Seidengewändern und trugen zierlich gefaltete Spitzenkragen. Neben der Kanzel stand der Singstuhl, der mit einem bunten Teppich geschmückt war. Vorn im Thor war ein niedriges Gerüst aufgeschlagen, auf dem ein Tisch und ein Pult standen. Ls hieß das Gemerke; hier nahmen die Merker Platz, welche die Fehler anmerken niußten, die gegen den Inhalt der biblischen und Legendenstoffe oder gegen die Silbenzahl der Verse und gegen die Reimkunst begangen wurdeii. Jetzt bestieg ein angesehener Meister den Singstuhl, Konrad Nachtigall, seines Zeichens ein Schlosser. In künstlichen Redensarten und Neimen sang er vom himmlischen Jerusalem. Liner der Merker las in der Bibel nach; ein anderer zählte an den Fingern die Silben ab, und ein dritter schrieb auf, was diese beiden ihm von Zeit zu Zeit zuraunten. Auch die Meister unten trieben mit den Fingern ein närrisches Spiel, um genau die Versmaße wahrzunehmen. An ihren: Kopfschütteln erkannte ich, wenn der Sprecher hie und da ein Versehen begangen hatte. Nach dem Meister Nachtigall kam die Reihe an einen Jüngling, einen Glockengießer; der hatte die Schöpfungsgeschichte zum Gegenstand seines Gedichtes gewählt. Aber der Arme war verlegen; es wollte nicht gehen, und ein Merker hieß ihn den Singstuhl verlassen. Lr hatte „versungen", d. h. ein „Laster" begangen, nämlich einen verstoß gegen die Reime. — Jetzt ließ sich vom Singstuhl herab der Webermeister Leonhard Nunnenbeck vernehmen, ein ehrwürdiger Greis in schwarzem Gewände. Sein Kopf war kahl, und das Kinn schmückte ein schneeweißer Bart. Alle bewunderten ihn, als er gemäß der Offenbarung Johannis den Herrn beschrieb, der da thronet und lebet von Lwigkeit zu Lwigkeit, wie die 2% Ältesten ihre Krone vor Hei necke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen. 12

7. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 287

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Wirtschaftliches Leben in den deutschen Kolonie««. 287 Amboß ist ein harter, oben geglätteter Stein, und der Hand-Blasebalg ist aus Tierfellen zusammengenäht. Den Rohstoff liefert der weit verbreitete Rasen- eisenstein; da aber dessen Gewinnung sehr mühevoll ist, so kaufen die Neger an der Uüste europäisches Eisen, wie auch Hämmer, Feilen und Schraub- stöcke. — Von Frauen und Männern wird auch das Spinnen und Weben betrieben. Sie lesen, reinigen und bleichen die einheimische Baumwolle, so gut sie es vermögen, worauf die Frauen Bausch um Bausch an einen Rocken stecken, den sie in der linken Hand halten. Die rechte Hand zieht den Faden Fig. 71. In der Postagentur zu Lome im Togoland. aus, der auf eine Spindel gewickelt und mit Farben aus Früchten, Wurzeln oder Rinden gefärbt wird. Der Webstuhl ist einfacher als unser altehr- würdiger Handwebstuhl, und man vermag darauf nur 15—20 ein breite Streifen herzustellen, die später von den Frauen zu Tüchern, Decken und Hängematten zusammengenäht werden. — Unsere Tongoneger sind ferner wohlbewanderte Töpfer. Meist liegt die Töpferei Frauen ob; man muß ihnen aber nachsagen, daß sie Tüchtiges leisten, zumal sie ohne Drehscheibe, nur aus freier Hand arbeiten. Bei großen Gefäßen — und man findet solche, die 30—40 I fassen — wird erst die obere, dann die untere Hälfte geformt und getrocknet, ehe man beide zusammenklebt und brennt. — In Holz und Leder wissen die Eingeborenen manchen geschmackvollen Artikel zu

8. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 288

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
288 Wirtschaftliches Leben in den deutschen Kolonieen. liefern. Sie gerben Schaf- und Ziegenfelle und verwenden das Leder zu Trommeln, Mesferscheiden und Gürteln. Auch bringen sie zierliche Schnitz- arbeiten und vielerlei Flechtwerk auf den Markt. Selbst einfache Gegenstände, z. B. aus Palmkernen gearbeitete Ringe, Trinkgeräte, Kämme und Löffel lassen fast niemals Sorgfalt und Geschick vermissen. 2. Weniger willig zur Arbeit zeigen sich die Neger, wenn sie im Dienste des deutschen Ansiedlers arbeiten sollen, und das ist begreiflich. Ein Farmer in Südwestafrika schildert in seinem Tagebuche anschaulich, wie er sich ein Haus baute. Mit vieler Mühe zeigte er den Schwarzen für guten Lohn, wie man Ziegelsteine herstellt. Den einen ließ er Lehm aushacken, den andern Wasser holen, den dritten beides mischen und mit Füßen kneten usw. Inzwischen schafften andere Neger Felsblöcke für das Fundament herbei, das mit einer starken Zementschicht bestrichen wurde, um das Haus gegen die lästigen Termiten zu schützen. Während die Mauern ausgeführt wurden, trugen etwa 20 Weiber auf dem Kopfe die Backsteine herbei. Im Gänsemarsch und takt- mäßig bewegte sich der Zug, und stundenlang erklang dabei das eintönige Lied: „Wir tragen Steine für Herrn E.; Steine tragen ist schwer; wir^ haben aber nun genug zu essen." Am Morgen gab der Farmer jeder Taglöhnerin ein gestempeltes Pappkärtchen, und am Abend mußte sie es beim Ablohnen abgeben. Es war nämlich vorgekommen, daß sich etliche zur Zahlung herbeidrängten, ohne den Tag über gearbeitet zu haben. Der Fußboden wurde aus Lehm hergestellt. In Eimern trugen die Weiber Lehm- brei herbei, der dann gleichmäßig ausgebreitet wurde; er durfte 14 Tage lang nickt betreten werden; dann mußte man ihn feststampfen. Zu diesem Zwecke setzte sich der Farmer mitten ins Zimmer und spielte auf der Zieh- harmonika einen flotten Tanz. Sofort begannen die Weiber ihre Tänze, und je wilder die Musik wurde, desto wilder wurde auch das Getrampel. Ebenso ging's am anderen Tage; der Fußboden war nun tadellos fest; es wurde nur noch eine Schicht Leinöl darüber gegossen. Man sieht, es sind manchmal „Kniffe" nötig, um die Schwarzen an die Arbeit zu bringen. Man muß ihre Eigenart beobachten und beachten und möglichst viele Anknüpfungspunkte bei ihnen suchen. Dazu bietet besonders der Handelsverkehr Gelegenheit, der sich zum großen Teil in der Faktorei abspielt. In den Häfen herrscht ein geschäftiges Treiben. In kleinen und großen Trupps kommen die Neger, ihre Lasten auf dem Kopfe, herbei, um Öl, Palmkerne oder Gummi zu verkaufen. Die Palmkerne werden gewogen, in Schuppen geschaufelt oder iu Säcken auf den nächsten Dampfer verladen. Starke Nerven muß man freilich haben; denn Arbeit ohne Lärm ist bei den Schwarzen nicht denkbar. Wir treten in den Laden der Faktorei. Emsig sitzen die Angestellten über ihren Büchern. In geräumigen Fächern liegen die verschiedensten Baumwollenstoffe aus Deutschland. Auch Seide ist feil,

9. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 339

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Die Berufswahl. 333 eines Abends über mich in der Stube des Waldbauern abgehalten wurde. Meine Mutter ging zu dem Geistlichen, Hülfe heischend, daß ich in die Studie (zum Studieren) kommen könnte. Der Herr Dechant sagte ihr aber: „Laß die Waldbäuerin das bleiben I Wenn der Bub' sonst keine Anzeichen für den Priester hat, als daß er schwach ist, so soll er was anderes werden." Nun, so ging denn meine Mutter vom Herrn Dechanten zum Schneidermeister: sie hätte einen Buben, der möcht' Schneider werden. — Was ihn auf diesen Gedanken brächte? — Weil er halt so schwächlich wäre. Stand der Meister auf und sprach: „Ich will der Waldbäuerin nur sagen, daß der richtige Schneider ein kerngesunder Mensch sein muß. Einmal das viele Sitzen, nachher zur Feierabendzeit das weite Gehen über Berg und Tal und das ganze Zeug mitschleppen wie der Soldat seine Rüstung. Dann die ver- schiedene Kost: bei einem Bauer mager, beim andern feist, in einem Hause lauter Mehlspeisen, im andern wieder alles von Fleisch, heut' nichts als Erdäpfel und Grünzeug, morgen wieder alles Suppen und Brei. Und red' ich erst von den unterschiedlichen Leuten, mit denen man sich abgeben mußl Da eine brummige Bäuerin, der kein ordentlicher Zwirn feil ist, dort ein Bauer, der mit seinen närrischen Späßen den Handwerker erheitern und satt machen will. All' die Leut' soll der Schneider mit einem Maß messen. Und was die Hauptsache ist: Kopf muß einer haben! Was an einem krummen, buckeligen, einseitigen Menschenkinde verdorben ist, das soll der Schneider wieder gut machen. Der Schneider muß aber nicht allein den Körper seines Kunden, er muß auch, so zu sagen, sein ganzes Wesen erfassen, um ihm ein Kleid zu geben, welches paßt. Und ebenso muß er den Stoff kennen, von dem er den Anzug zu verfertigen hat. Manches Tuch dehnt sich, manches kriecht zusammen; dieses hält Farbe, das andere schießt ab. Wer das vorher nicht weiß, der macht ein Unding zusammen. Kurz, der Kleidermacher muß Menschen- und Weltkenner sein (s. Nr. 171). Na, werd' ihn 'mal anschauen; soll nächster Tage zum Alpelhofer kommen, dort wird er mich finden!" 2. So bin ich denn an einem Hellen Morgen hingegangen. Lange stand ich auf dem Antrittstein der Haustür und dachte: „Wie wird es sein, wenn ich wieder heraustrete?" Da ich in die Stube trat, saß der Meister am Tische und nähte. Ich blieb an der Tür stehen. Er zog die Nadel auf und nieder; nur die Wanduhr und mein Herz pochten. „Was willst du denn?" fragte mich nach einer Weile der Meister. „Schneider werden möcht' ich halt gern," antwortete ich zagend. — „So setz dichter, nimm Nadel und Zwirn und nähe mir diesen Ärmling zusammen!" So tat ich; aber es ist leichter gesagt als getan. Da staken im Kissen an die dreißig Nadeln aller Größen, da lagen Zwirnknäuel verschiedener Feine und Farbe. Und die beiden Teile des Ärmlings, wie werden sie zusammeugetan? Ich warf fragende Blicke auf den Meister; aber der tat nicht, als wisse er mehr als ich. So hub ich denn an, legte den Lodenstoff aufs Knie und machte einen Stich. Der Faden schlüpfte durch; der erste Stich war mißlungen. Tief erglühend forschte ich der Ursache nach und kam endlich darauf, daß von mir vergessen worden war, an den Faden einen Knoten zu machen. Ich schlang also mit großer Mühe ein Knötlein und nähte hierauf mit Erfolg, aber auch mit Hinder- nissen. Es verwand und verdrehte sich der Zwirn; es staute sich die Nadel am Finger; es verschob sich das Zeug und ließ sich mit jedem Zuge hoch in die Lüfte ziehen; es riß sogar der Faden. Als ich ein paar Stunden so herumgenäht hatte, ohne daß mein Meister

10. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 317

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Zwei Zeitbilder aus der Weichselniederung. 317 andern mit dem Singer- dann trat der Geladene hinter den Gisch,- hannus sprach leise mit ihm und wies ihm ein und das andere Büchlein, welches der Bevorzugte still in seiner Tasche barg, worauf er den Beutel zog. Zwischen den geschäftigen Bürgern und Landleuten trieben sich einzelne vermummte umher, vor den Häusern stimmte ein Haufe Lehrlinge kräftigen Gesang an um wecken und Würste; sie hatten die Gesichter mit Gfenruß geschwärzt und machten eine närrische Musik mit mißtönenden Instrumenten, Kuhhörnern, Trichtern und Pfannen,- der Vorsänger hielt eine riesige Gabel in der Hand und spießte auf, was die Leute ihm darreichten. Ein Krämer an der Marktecke hatte den lockenden Schmuck des Tages aus- gehängt: Narrenkappen mit langen Zipfeln, breite Bänder mit Schellen für Knie und Nrme, auch Larven für solche, die ihr Gesicht nicht gern unter der Narrenmütze zeigen wollten. Eng zusammengeschart saßen die Bäuerlein um die Häuser, in denen Bier und Met geschenkt wurde, und boten ihren Nachbarn den Trunk; dann brach die ganze Vetterschaft aus zu den Tischen, an denen der Schmuck für die Weiber zu kaufen war: Ninge mit Glassteinen, Spangen, Nosenkränze und zierliche Kramtaschen. Dort feilschten sie mit den Krämern, wehrten die Narren ab, blickten be- gehrlich aus die ausgelegten Schätze und schauten erstaunt aus das tolle Gebühren in einer Stadt, die sonst so ernsthaft war. Nach Gustav Freytag. Ii. Durch die erste Teilung Polens (1772) fiel Westpreußen Friedrich dem Großen zu. Schreckliche Zustände herrschten im Lande. Die meisten Städte lagen in Trümmern. In Kulm bestanden ganze Straßen nur noch aus Kellerräumen, in denen die verkommenen Bewohner ein elendes Dasein fristeten; von den 40 Häusern des Marktplatzes hatten 28 keine Dächer, keine Türen und Fenster und — keine Eigentümer. In den Dörfern sah man nichts als graue Lehmhütten mit zerrissenen Strohdächern ohne Baum und Garten. Brei aus Noggenmehl, wildes Kraut, das als Kohl zur Suppe gekocht wurde, Heringe und Branntwein bildeten die Nahrung des schmutzigen und wüsten Volkes. Brot wurde nur von den Neichen gebacken; Backöfen kannte man nur in wenigen Dörfern. Der Landadel unterschied sich kaum von den Bauern. Der Edelmann führte seinen Hakenpflug selbst und klapperte in Holzpantoffeln auf dem unge- dielten Fußboden seiner Hütte umher. Nudel von Wölfen durchstreiften das Land, und jeden Winter fielen ihnen Menschen und Tiere in großer Zahl zum Dpser. wie früher Schlesien, so wurde nun dieses elende Land Friedrichs Lieblingskind; denn gerade diese verrotteten Zustände reizten ihn zum Schaffen an. Eine Schar der besten Beamten wurde alsbald nach West- preußen entsandt. Das Land wurde in Kreise eingeteilt; jeder Kreis erhielt einen Landrat, ein Gericht, Post und Polizei, Schulen und Kirchen. Haufen von deutschen Handwerkern wurden geworben, vom Maschinenbauer bis zum Ziegelbrenner. Überall begann ein Graben, hämmern und Bauen, und in den Städten erhob sich Straße aus Straße aus den Trümmerhaufen! Ergänzungen znm Seminarlescbuch.
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